An dieser Stelle ist es mir ein Anliegen den mehr als 70 Millionen Opfern des Zweiten Weltkriegs und den unzähligen Opfern von Ausbeutung und Hass zu gedenken.
Nie mehr wieder - wir müssen aus unseren Fehlern endlich lernen und JEDER ist dafür verantwortlich!
"Früher hätte ich nie geglaubt, dass ein Keller mehr als nur ein Keller ist"
Teils alleine, aber auch gemeinsam mit meinen Kollegen vom Forscherteam Wiener Unterwelten habe ich in den letzten Jahren unzählige historisch wertvolle Bauwerke in der Wiener Unterwelt besucht. Natürlich sind mir auch Keller und Stollen an anderen Orten in Österreich aber auch im Ausland untergekommen.
Meiner Meinung nach sind besonders Keller und Stollen eine der am wenigsten beachteten Nischen der "Urbex - Szene". In einem Bunker war mittlerweile fast jeder, der sich selbst Urbexer schimpft, dass es aber auch andere unterirdische Bauwerke, Großteils aus viel älteren Zeitepochen gibt, die viel mehr Geschichte erzählen als eine oftmals nie genutzte Betonhülle wissen die wenigsten.
Bei Spaziergängen durch die Wiener Innenstadt bin ich schon des Öfteren auf einmal in einem Luftschutzkeller des "Luftschutz-Raum-Netz Innere Stadt" gestanden und durch hunderte Jahre alte Keller gekrochen, die im Laufe ihres Lebens bereits unterschiedlichste Nutzungen erfahren haben, mittlerweile allerdings höchstens von den Rohren der Wiener Fernwärme genutzt werden.
Bezüglich unterirdischer Anlagen ist mein Kollege vom Forscherteam Wiener Unterwelten, Dr. Marcello La Speranza sicherlich der beste Ansprechpartner!
Kurze Zusammenfassung
Beginnend im Herbst 1940 durch das so genannte "Führer Sofortprogramm" wurden in allen Städten des Deutschen Reichs, die über kriegswichtige Produktionen, Militäranlagen verfügten oder einfach zu "Luftschutzorten 1. Ordnung" zählten Großteils unterirdische Bollwerke zum Schutz der Bevölkerung erbaut.
Neben dem bekannten "Luftschutzraumnetz Innere Stadt", welches aufgrund von Platzmangel in bereits bestehenden, tiefen und meist bombensicheren Kelleranlagen errichtet wurde ließ man auch 17 meist unter Parks befindliche Luftschutzbunker nach einem reichsweit gleichem Bauplan errichten. Diese zweckmäßigen Bunkeranlagen konnten allerdings gegen Ende des Kriegs nicht mehr der Sprengkraft eines Direkttreffers standhalten, die Bevölkerung nutzte die Bunker jedoch bis Kriegsende.
Bis auf jeweils zwei Maschinenräume mit Notstromaggregat, Belüftungsanlage mit Filtern gegen chemische Kampstoffe und Wassertanks, ebenfalls zwei Gasschleusen und zwei Abgängen in den Bunker sowie Aborten für Damen und Herren gab es keine nennenswerte Einrichtung. In den rund 44 kleinen Luftschutzkammern mussten die Schutzsuchenden entweder stehen oder am Boden kauern. Erzählungen zufolge wurden in manchen Bunkern auch Stühle aus benachbarten Schulen mitgenommen, um den Aufenthalt bequemer zu machen.
Da die Dauer des Aufenthalts jedoch auf die paar Stunden während des Angriffs beschränkt war bildete dies jedoch die Ausnahme.
Neben den Bunkern für die Zivilbevölkerung gab es allerdings auch andere Luftschutzbauwerke.
Unter den 4 (ehemals) wichtigsten Bahnhöfen in Wien gab es sowohl für die Fahrgäste als auch die Bediensteten extra angelegte Bahnhofsbunker mit größerer Grundfläche. Bis auf Überbleibsel beim Westbahnhof ist nur noch die Hälfte des Bunkers unter dem Franz Josefs Bahnhof erhalten, die anderen Bauwerke wurden komplett abgerissen.
Des Weiteren gab es insgesamt 4 OP Bunker, die neben oder unter Wiener Spitälern gebaut wurden.
Für den Großteil der Bevölkerung war allerdings ihr eigener Hauskeller die erste und meist einzige Wahl bei der Flucht vor den tödlichen Bomben.
Um die normalen Hauskeller luftschutzsicher auszubauen, wurden Bautrupps losgeschickt, welche Gasschleusen, Drucktüren, Notausstiege und Mauerdurchbrüche in Nachbarkeller errichteten. Letztere wurden für den Fall, dass das Gebäude, welches sich über dem Keller befand durch einen Bombentreffer zerstört wurde und alle Ausgänge verschüttet wurden als "letzte Rettung" errichtet. Extra für das Öffnen dieser Durchbrüche gab es auch in jedem Keller neben der obligatorischen Luftschutz Hausapotheke auch Schaufeln und Hacken.
Die bekanntesten und sicherlich auch sichtbarsten Bauwerke aus jener Zeit sind allerdings sicherlich die 6 Wiener Flaktürme, von denen bis heute auch alle Exemplare erhalten sind.
Insgesamt wurden 3 Paare (jeweils ein Geschütz- und ein Leitturm) in Berlin, ebenfalls 3 Paare in Wien und zwei Paare in Hamburg ab 1941 gebaut.
In Wien sind die 3 Paare in einem Dreieck mit dem Stephansdom im Mittelpunkt angeordnet. Die oberste Ebene aller Türme befindet sich auf der selben Seehöhe.
Zwei Türme sind im Augarte, zwei im Arenbergpark angeordnet. Der Gefechtsturm in der Stiftskaserne ist der einzige der Türme, der nach wie vor militärisch durch das Bundesheer und als Regierungsbunker genutzt wird. Der dazugehörige Leitturm im Esterhazypark ist hingegen der Einzige, der öffentlich zugänglich ist. Hier befindet sich das " Haus des Meeres" mit Wiens einzigem Museum über die Flaktürme und die Zeit des Zweiten Weltkriegs.